Fan-Ausschreitungen in der Europa League Trotz Sieg in Malmö: Union-Präsident "stinksauer"
An einem turbulenten Abend in Schweden feiern die Berliner ihren ersten Sieg. Überschattet wurde der Erfolg von Unruhen auf den Rängen.
Überschattet von einem Beinahe-Abbruch nach Fan-Ausschreitungen hat Bundesliga-Tabellenführer 1. FC Union Berlin seinen Europa-League-Fluch beendet. Mit dem ersten Tor im Wettbewerb feierten die Köpenicker am Donnerstag beim punktlosen schwedischen Rekordmeister Malmö FF den ersten Sieg in dem Wettbewerb. Das Tor zum 1:0 (0:0) in Unterzahl erzielte Sheraldo Becker in der 68. Minute.
Sportlich wahrte sich die Mannschaft des rechtzeitig wieder negativ auf das Coronavirus getesteten und nachgereisten Urs Fischer nach zuvor zwei 0:1-Niederlagen die Chancen aufs Weiterkommen in der Gruppe D. Das Geschehen auf den Rängen dürfte aber auch noch ein Nachspiel haben, zumal vor einem Monat Fans des 1. FC Köln beim Spiel in der Conference League in Nizza für massive Negativschlagzeilen gesorgt hatten.
Feuerwerkskörper fliegen aufs Spielfeld
In Malmö blieb aber zunächst unklar, von wem die Pyros und Feuerwerkskörper gezündet und geworfen worden waren. "Beide Lager haben Pyrotechnik aufs Feld geworfen", hieß es vonseiten der Unioner, dessen Kommunikationschef nach den internationalen Durchsagen vor der Fortsetzung der Partie auch noch mal auf die Köpenicker Anhänger einredete.
Wie t-online von vor Ort erfuhr, kamen die Feuerwerksgeschosse, die auf dem Spielfeld landeten, zwar von der Tribüne hinter dem Tor, wo die Union-Fans standen, jedoch nicht aus dem Gästeblock im Unterrang. Dort befand sich ein Fangnetz. Fernsehbilder zeigten auch, dass Sicherheitskräfte Fans von den Rängen brachten, die nicht im Block der gut 1000 Union-Anhänger standen, sondern aus dem Oberrang.
Klar war, dass Schiedsrichter Halil Umut Meler aus der Türkei nach der Unterbrechung in der 57. Minuten nur unter Bewährung wieder anpfiff. Sollten erneut Gegenstände von den Rängen in den Innenraum geworfen werden, würde die Partie sofort abgebrochen, hieß es. Entsprechend gestikulierte Becker, als nach seinem umjubelten Tor auf den Rängen erneut eine Leuchtfackel brannte.
Union-Präsident Zingerle "stinksauer"
Union-Präsident Dirk Zingerle nach der turbulenten Partie bei RTL+: "Natürlich ist es auch ein bisschen ein getrübter Sieg. Es ist nicht zu akzeptieren, nichts und niemand hat etwas auf dem Rasen und in anderen Blöcken zu tun. Das ärgert mich total. Das kennen wir nicht, das machen wir nicht - und hier machen wir es plötzlich. Da bin ich stinksauer drüber."
Und weiter: "Das werden wir auswerten mit der Szene, das ist ganz klar", betonte der Union-Boss: "Am Ende sind es immer wenige. Das hört sich zwar an wie eine Floskel, aber es ist die Wahrheit." Sorge vor erneuten Ausschreitungen im Rückspiel in einer Woche im Stadion An der Alten Försterei habe er nicht: "Wir sind gut vorbereitet - und darauf freue ich mich."
Dass die Unioner in der Situation treffen würden, hatten wohl nicht viele vermutet. Der Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga musste kurz vor der Pause einen schweren Dämpfer einstecken, als Andras Schäfer die Rote Karte sah. Die komplette Unioner Mannschaft hatte sich in der Hälfte der Schweden eingefunden, dann verstolperte Schäfer den Ball, spielte ihn unfreiwillig mit der Hacke Richtung eigenes Tor. Malmös Kapitän Anders Christiansen sprintete dazwischen, Schäfer hielt ihn am Trikot und Christiansen fiel. Der Schiedsrichter zeigte die Rote Karte: Schäfer hatte als letzter Mann klar eine Torchance vereitelt.
Fischer, der am Sonntag noch positiv auf das Coronavirus getestet worden war und erst am Donnerstagvormittag nach einem weiteren Negativtest nachkommen konnte, lehnte sich erstmal ohne größere Gesichtsregung in seinem Trainerstuhl zurück. Da konnte er noch nicht ahnen, dass die Partie zehn Minuten nach dem Wiederanpfiff auch noch eine solche Wendung nehmen würde.
- Nachrichtenagentur dpa